WIR HABEN ALLE EINE ESSSTÖRUNG

Ernährung ist zu einem großen Trendthema geworden. Wir bewegen uns mittlerweile zwischen vegetarischen Tierliebhabern, veganen Umweltschützern, Zucker-Feinden, Lactose-Vermeidern, Gluten-Allergikern, Saftkur-Junkies und Ingwershot-Anbetern. Wusstet ihr jedoch, dass ihr eurem Körper mit einer falschen Eigendiagnose Schaden zufügen könnt? 

In Zeiten von Google meinen wir oft, unsere besseren Ärzte zu sein und haben schnell eine Lösung parat oder binden die Erkenntnis unserem Arzt noch vor dem Händedruck auf die Nase. Dazu kommt die Vision, die Welt zu einem besseren Ort machen zu wollen. Zwischen Zeitungsartikeln, Ratgebern und der Erkenntnis, so mit Muttererde nicht weiter umgehen zu können, schleichen sich viele Mythen und Essstörungen ein. 

Mir begegnen in meiner Branche zum Beispiel unglaublich viele dünne Mädchen- Meistens vertragen sie kein Gluten, leben vegan und Tiermilch würden sie nie trinken. Ist die neue Ernährungsspielwiese zu einem einfachen Pflaster für Magersüchtige geworden? Keiner hinterfragt diese Neigung oder Ausreden, denn vegan, vegetarisch, glutenfrei etc. sind heute keine Fremdworte mehr. 

WARUM SO EXTREM?

Aber auch Sportler dürfen Mahlzeiten plötzlich mit Proteinshakes ersetzen, vermeiden den Zuckerkonsum und schwören hingegen auf eine Low-Carb Ernährung, basierend auf Rinder- und Hühnerfleisch. 

Bei jeder Mahlzeit komme ich ins Grübeln, ob das wohl in dem richtigen Öl gebraten wurde, ob meine Avocado die Umwelt verschmutzt, ob die Sojamilch eine bessere Alternative gewesen wäre, ob die Übelkeit von der Menge, der Lactose oder dem Gluten kommt oder ob ich meine Mahlzeit einfach genießen darf. Kurz gesagt, ich bin mit den vielen Möglichkeiten einfach überfordert und habe mich auf die Suche nach 3 Mythen begeben. 

1. GLUTENFREI

Eine Studie des “National Institute of Health” hat ergeben, dass 86 Prozent der angeblichen Glutenallergiker tatsächlich keine sind. Bauchkrämpfe, Verdauungsprobleme und andere Autoimmunreaktionen sollten genauestens untersucht werden. Vorschnelle Schlüsse können sogar zu Herzerkrankungen führen. Denn Gluten kommt meist mit wichtigen Nährstoffen wie Ballaststoffen oder pflanzlichen Nährstoffen. Darüber wurde erst neulich ein Bericht im “Britisch Medical Journal” veröffentlicht. 

Für wirklich Erkrankte ist der Verzicht ein Muss. Für alle anderen ein Trend mit möglichen Folgen. 

2. ZUCKERFREI

Für jegliche Aussagen , dass Zucker fett mache, Krebs entstehen könne oder Zucker hyperaktiv mache, gibt es keine fundierten Studien. Jede Art von Kohlehydraten  – Bananen, Süsskartoffeln, Quinoa oder Brot – wird im Körper zu Glukose umgewandelt. 

Zucker gehört zu einem essentiellen Nährstoff für das Nervensystem und der Körper nimmt jede Zuckerzufuhr gleich auf, egal aus welchem Riegel oder Pastateller sie kommen mag. Wie auf Entzug, verlangt dein Körper mehr Zucker. Wenn er keinen erhält, wird kraftlos, schlapp und müde. 

Das ist natürlich kein Freifahrtschein für Tiefkühlpizza und Schokolade, ich appelliere hier an den gesunden Verstand. Es geht lediglich darum, dass ein kompletter Verzicht total unnötig ist, aber Unmengen natürlich einen Schaden hinterlassen können. 

3. VEGAN

Vegan ist zum Synonym für alle Weltretter unter uns geworden. Doch auch hier verbergen sich Mythen. Ein veganer Lebensstil ist wieder ein Extrem und Extreme kommen meist mit einem gestörten Verhältnis zu einer Sache. Dass zu viel Fleischkonsum moralisch unwürdig ist und die Welt zerstört ist Fakt. Mit Soja werden die Tiere zum Beispiel gefüttert und für diese Felder werden ganze Regenwälder abgeholzt. Somit ist allgemein der Konsum von Soja in Frage zu stellen. Dies steckt jedoch viel in veganen Lebensmitteln, denn hier ist Eiweiß und Energie enthalten. 

Mit Avocados wird viel Geld verdient, denn die Nachfrage ist hoch. 1.000 Liter Wasser werden für ein Kilogramm benötigt und der Anbau geschieht in Ländern, in denen Wasser Mangelware ist. Die CO2-Bilanz ist bei Avocados aus Israel oder Spanien besser und achtet beim Kauf auf das EU-Bio-Siegel.

WAS SOLLEN WIR NUN ESSEN? 

Nun sind wir also ein paar Mythen auf den Grund gegangen, keine Sorge, das waren noch lange nicht alle. Ich habe mich lediglich für die größten Trends aus meinem Umfeld entschieden. 

Bin ich nun schlauer als vorher? 

Ich habe auf jeden Fall gelernt, dass ich nicht sofort jedes Wort aus Artikeln glauben sollte. Ich habe gelernt, dass Essen viel mit meiner Einstellung zu tun hat – vertraue ich meinem Körper oder muss ich mir wirklich Hilfe suchen und mich beraten lassen? Nicht jeder Trend ist für jeden Körper geeignet und wir sollten uns selbst, moralisch und körperlich, um eine kluge Ernährung kümmern. 

Ich verfolge eigentlich das Prinzip, dass mein Körper mir schon ganz genau sagt, was er braucht und was nicht. Manchmal gehe ich an meine Grenzen und teste meinen Körper. Aber wenn es drauf ankommt, lasse ich mich lieber professionell beraten.

Wir sollten uns alle nichts vormachen, eine perfekte Ernährung gibt es nicht. Aber wir müssen Körper und Natur wahrnehmen und auf beides eingehen. 

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